Verständigung mit Herz und Fingerspitzengefühl
In einer Welt, in der Sprache oft mit Worten, Lauten oder Bildern assoziiert wird, gibt es eine stille, kaum bekannte Kommunikationsform, die auf sanften Berührungen basiert: Lormen.
Diese taktile Sprache ermöglicht es taubblinden Menschen, sich mitzuteilen, Informationen auszutauschen und mit ihrer Umwelt in Kontakt zu treten – auf ganz eigene, berührende Weise.
Was ist Lormen?
Lormen ist ein spezielles Kommunikationssystem, das über die Handfläche einer taubblinden Person funktioniert.
Jeder Buchstabe des Alphabets hat dabei eine eigene festgelegte Berührung oder Bewegung auf bestimmten Stellen der Hand. Die „sprechende“ Person berührt oder streicht mit den Fingern der Reihe nach über diese Stellen – so entstehen ganze Wörter und Sätze. Der oder die Taubblinde kann auf diese Weise „lesen“ und gleichzeitig auch antworten, indem er selbst lormt oder in eine andere Form der Kommunikation wechselt, etwa das Fingeralphabet.
Diese Methode ist besonders geeignet für Menschen, die sowohl ihr Hör- als auch ihr Sehvermögen verloren haben oder ohne diese Sinne geboren wurden. Lormen ist nicht nur eine Technik, sondern für viele ein Tor zur Welt, zur Gesellschaft und zur Selbstbestimmung.
Ein Blick in die Geschichte
Heinrich Landesmann
Die Lorm-Sprache wurde im 19. Jahrhundert von dem deutsch-böhmischen Schriftsteller Hieronymus Lorm (eigentlich Heinrich Landesmann) entwickelt. Er selbst war hochgradig schwerhörig und erblindete im Erwachsenenalter zunehmend. Um mit seiner Tochter kommunizieren zu können, erfand er ein System von taktilen Zeichen, das später nach ihm benannt wurde: das Lorm-Alphabet.
Obwohl das System zunächst im privaten Umfeld entstand, wurde es schnell von anderen taubblinden Menschen und deren Familien, Betreuer:innen und Lehrer:innen übernommen. Heute wird Lormen im deutschsprachigen Raum und teilweise in abgewandelter Form auch in anderen Ländern verwendet.
Lormen im Alltag
Für taubblinde Menschen bedeutet Lormen weit mehr als nur Kommunikation. Es ist ein Mittel zur Teilhabe, ein Ausdruck von Identität, ein Weg, sich aktiv in Gespräche einzubringen und Informationen zu erhalten. Sei es beim gemeinsamen Kaffeetrinken, beim Arztbesuch oder beim Einkaufen – wer lormen kann, öffnet die Tür zu einer inklusiveren Gesellschaft.
Dabei ist Lormen keine universelle Sprache, sondern ein individuelles Werkzeug. Es erfordert Geduld, Sensibilität und vor allem eines: Zeit und Bereitschaft zur echten Kommunikation.

Lormen lernen.
Ein Zugang zur Welt anderer Menschen
Das Lorm-Alphabet zu lernen, ist keine Hexerei, erfordert aber Übung und echtes Interesse am Gegenüber. Es geht nicht nur um das technische Erlernen der Zeichen, sondern auch um das Einfühlungsvermögen, um Respekt und um die Bereitschaft, sich auf eine ganz neue Ebene der Verständigung einzulassen.
In Schulungen oder Workshops kann das Lormen innerhalb weniger Tage erlernt werden. Besonders in der Arbeit mit taubblinden Menschen ist es eine wertvolle Kompetenz, die auf dem Arbeitsmarkt zunehmend gefragt ist – nicht nur in sozialen Einrichtungen, sondern auch in Cafés, kulturellen Institutionen oder Veranstaltungsräumen, in denen Inklusion nicht nur ein Schlagwort ist, sondern gelebte Realität.
Fazit
Eine Sprache, die unter die Haut geht
Lormen ist mehr als eine Methode. Es ist ein Ausdruck von Respekt, Nähe und Achtsamkeit. Es zeigt uns, wie viel Kommunikation ohne Worte möglich ist, wenn wir bereit sind, uns aufeinander einzulassen.
Wir suchen dich!
Du bist empathisch, kommunikativ und beherrschst bereits das Lormen? Oder du arbeitest mit taubblinden Menschen und bringst Erfahrung aus dem Bereich Persönliche Assistenz mit? Dann bewirb dich jetzt direkt bei uns! Wir suchen explizit eine engagierte Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter, die/der das Lormen sicher anwenden kann, um unsere Kundinnen und Kunden in ihrer Kommunikation zu unterstützen und unser inklusives Team zu verstärken.
